13.09.21 - flu(ch)t, ein Projekt von Heinz Innerhofer & Christina Auer
Zum Projekt
Die Bilder werden auf Chromfolie gedruckt und dann auf die Außenwände der Telefonkabine geklebt.
Die Chromfolie eröffnet durch die Spiegelung des Betrachters eine neue Ebene.
Bewegungsmelder starten die Klanginstallation.
Klanginstallation
tilt (2015)
Alexander Kaiser
für Altflöte und Elektronik
Live-Mitschnitt der Uraufführung (Christina Auer, Altflöte)
eine Produktion des Festivals Zeitgenössischer Musik 2015 in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler
Künstlerbund
tilt (wenn der Druck so groß ist, dass die Seele zerberstet)
Mosaikartige Entwürfe, die immer wieder ineinandergreifen, sich abstoßen, trennen, kollidieren.
Strukturen, die sich nach und nach zu einer Klangzelle formen. Stromförmige Bewegungen, welche
sich unaufhaltsam einem Nullpunkt nähern um anschließend sofort in eine scheinbar unkontrollierte
Masse zu kippen.
Was wäre, wenn Sie die Möglichkeit bekämen, in einer kurzen intensiven Begegnung in das Leben einer Ihnen unbekannten Person einzutauchen? Welche Fragen würden Sie stellen?
Eine Telefonkabine und eine Liste verschiedenster Personen, die Sie anrufen können. „Give me a call“ bringt die Telefonkabinen auf Südtirols Plätze zurück, gestaltet von Südtiroler Künstler*innen. Sie eröffnen die Möglichkeit eines persönlichen Gesprächs mit einer fremden Person – einem Menschen, den sie entdecken und befragen, dem sie zuhören können und der ihnen zuhört. Wie gestaltet sich das Leben als Fernfahrer*in, Krankenpfleger*in, Politiker*in, Schüler*in? Wie geht es Ihnen selbst an diesem Ort, in dieser Zeit? Welche Türen können ihre beider Stimmen öffnen?
In einer Zeit, in der wir durch die Pandemie noch stärker vereinzelt werden, Kontakt nur im engsten Kreis stattfindet und die sozialen Medien als kommunikative Einbahnstraße dienen, bietet „Give me a call“ die Chance, wieder eine Sprache füreinander zu finden und dem*r Fremden am anderen Ende der Leitung mit Offenheit und Neugierde zu begegnen.
Die Telefonkabinen sind sieben Tage lang geöffnet. Von 10.30-12.30 Uhr können sie eine der anderen Kabinen anrufen und ein Gespräch mit einer*m zufälligen Mitbürger*in führen. Von 17-19 Uhr erreichen sie eine*n unserer Gesprächspartner*innen. Nehmen sie den Hörer ab und rufen sie an!
flu(ch)t
Schönheit, Harmonie und Ruhe strahlen diese Fotografien aus, sie verführen zum Hinschauen und
ziehen in ihren Bann. Erst auf den zweiten Blick entfaltet sich ihre verstörende und hintersinnige
Botschaft. Fotograf Heinz Innerhofer und Musikerin Christina Auer sind die visuellen Komponisten
dieser INFO-KAKOFONIA.
Hilflos im unendlichen Raum der Information verloren verharren diese erstarrten Figuren und scheinen
einem absurden Theaterstück oder gar einer Anstalt entschlichen. Ihre aus Information erschaffene
Umgebung – wobei die Zeitungsblätter stellvertretend für jegliches Informationsmedium
stehen – verschmilzt mit ihnen oder sie mit diesem Wortkosmos. Ins Nichts geht ihr starrer Blick,
vielleicht als Reaktion auf das Zu-Viel. Die barock wirkenden Frisuren legen eine Assoziationsspur in
diese in mancherlei Hinsicht unserer ähnlichen Zeit. Man verbirgt die Fratzen hinter dicken Puderschichten,
man verhübscht die Fassade, die bröckelt, man stimmt ein Memento Mori an und glaubt
an ein Forever Young.
Sie wirken wie ferngesteuerte Marionetten, diese von globalen Nachrichten umspülten Informations-
Zombies, je mehr man sich in den Wort- und Bildkonglomeraten bewegt desto schneller versinkt
man im feinkörnigen Nachrichtentreibsand. Sie lassen sich umgarnen und fesseln von Bilderfluten
und Textströmen. Nur kurz blitzt Bewusstsein auf, um wie eine Sternschnuppe zu verglühen,
unbemerkt. Noch nie konnte man so leicht, so viel wissen. Doch… Wer lügt? Wer sagt die Wahrheit?
Ist der Wahrheitsgehalt jeglicher Meldung überhaupt noch überprüfbar? War das schon immer so?
Wissen über die Welt regrediert zur Glaubensfrage. Welcher Quelle kann man vertrauen? Und ähnlich
den Hütern der vielen einzig selig machenden Religionen pochen auch die Informationsprediger
auf ihre Allwissenheitsgarantie.
Was tun? Der informationsüberflutete Mensch schützt sich vor den herniederprasselnden Meldungen
durch Abstumpfung. Doch auch dies ist kein Ausweg, wenn es einen solchen überhaupt gibt.
Sonja Steger
Comments